Es ist wahr, dort am Kreuze trug Er unsre Schuld!

Wunder der Gnade
Jesu, grösser als all meine Sünd, wie
soll mein Mund sie beschreiben, preisen was in Ihm ich
find? Sie nimmt hinweg meine Bürde, Freiheit mein Geist
gewinnt, drum die wunderbare Gnade in Jesus ich verkünd.
Unvergleichlich
wunderbare Gnade, tiefer als das Meer
das wogt mit Macht, Berge überglühend, wie ein Brunnquell
sprühend, Gnad die überschwenglich mich bedacht, die all
meine Übertretung deckte, grösser ist als alle meine Schuld!
O verherrlicht diesen teuren Namen Jesus! Preiset Ihn!
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Ich
war über vierzig Jahre in mehreren Industriebetrieben als
Betriebselektriker tätig. Eigentlich müsste man
Betriebselektroniker sagen, weil ich stets mit Elektronik,
Regelungstechnik und automatisierten Anlagen zu tun hatte.
Erlernt habe ich den Beruf des Elektromonteurs. Eigentlich wollte ich
Elektroniker werden; damals hiess dieser Beruf FEAM (Fernmelde-
und Elektronikapparate-Monteur). Daraus wurde aber nichts, weil mich
der Stiefvater zu einer Lehre als Radio- und Fernsehelektriker
überredete.
Das wäre auch gut gewesen, doch mit dem Lehrmeister kam ich nicht
zurecht. Nach einem Jahre brach ich die Lehre ab.
Später konnte
ich eine Ausbildung als Elektromonteur abschliessen. Auf Umwegen
bin ich dann doch noch zur Elektronik gekommen. Aber nicht nur
das: On
the Job bin ich gewissermassen auch zum Elektromechaniker geworden. Dazu
erlernte ich
in der Metallarbeiterschule Winterthur (heute Mechatronik Schule
Winterthur) und bei der Swissmechanik in Weinfelden ausser
"Schraubstockarbeiten" (Bohren,
Gewindeschneiden, Feilen usw.) auch Drehen und Fräsen auf
konventionellen Werkzeugmaschinen. Im Beruf konnte ich diese
Kenntnisse dann gut gebrauchen. Mechaniker sind jweils erstaunt, wenn
ein "Elektriker" auch drehen kann.
Die
Ausbildung für Simatic-SPS-Systeme
wurde mir vom Betrieb bezahlt. Den SPS-Techniker nach ZVEI absolvierte
ich 1994, (damals war ich bei Hürlimann in Zürich-Enge
tätig), der Automatisierungstechniker im TIA-Portal folgte 2019. Einen
dreisemestrigen und berufsbegleitenden
Elektronikkurs habe ich selbst berappt. Die beiden Berufsprüfungen
auch. Dazu kamen viele Seminare, darunter solche
für Messtechnik, Regelungstechnik, Steuerungstechnik, CNC-Technik,
Elektropneumatik, Installationsvorschriften, Explosionsschutz usw.
usw. Zwischendurch habe ich die Ausbildung zum Amateurfunker (HB9)
absolviert. Ich tat dies deswegen, um mir grundlegende
Kenntnisse über Radio-Empfänger (Superhet) und Sendetechnik
anzueignen (womit ich in der abgebrochenen Lehre noch nicht zu tun
gehabt hatte). Es war mir ein Bedürfnis, zu verstehen, wie diese Dinge funktionieren.
Zwei
Berufsprüfungen (zuerst Elektrokontrolleur, dann
Instandhaltungsfachmann) verhalfen mir zum beruflichen Aufstieg.
Viel habe ich mir autodidaktisch angeeignet, u.a. fundierte
Kenntnisse
der technischen Physik und auch etwas Analysis (darunter versteht man
die
Differential- und Integralrechnung). Durch eine glückliche
Fügung wurde
ich eines Tages Fachlehrer im Nebenamt bei der sfb in Dietikon.
Die Moderatorenschulung war kostenlos und dauerte mehrere Tage.
Während vier Jahren unterrichtete ich abends an diversen
Schulungsorten in der Deutschschweiz interessierte Berufsleute in
Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungstechnik.
Zuletzt
war ich 15 Jahre in einem Pharmabetrieb im oberen Thurgau tätig.
Zuerst als Teamleiter, dann als Abteilungsleiter Instandhaltung und
als Lehrmeister für angehende Produktionsmechaniker. Es war eine
schöne Zeit. Wenn mir mein Knie nicht einen Streich gespielt
hätte (Arthrose), wäre ich über das Pensionsalter hinaus noch ein, zwei Jahre länger geblieben.
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Grace
abounding on the chief of sinners
Kurzbiografie von C.
H. Sunier
geb. 1954
Im vierten Lebensjahr ertappte ich mich bei einer Notlüge. Das noch junge Gewissen in meinem Innern strafte mich bereits.
Durch
meine Nana (so nennen wir im Bündnerland die Grossmutter)
schmeckte ich
etwas von den "Kräften des zukünftigen Aeons". Aus ihrem
Leibe gingen
"Ströme lebendigen Wassers" hervor und ihr Glaubenszeugnis gewann
mich
frühe für Christus Jesus; doch bis zum eigentlichen
Gnadendurchbruch (Geburt von oben) sollten noch etliche Jahre
verstreichen.
Zwischen
zwölf bis fünfzehn versuchte ich wiederholt, mich "zu bekehren". Der
amerikanische Heilungs-Evangelist William Branham übte durch seine
Schriften einen starken Einfluss auf mich aus. Aber ich blieb stets der
Alte und war nach jedem Versuch schwer enttäuscht. Viele Tränen flossen
im Geheimen - die Mutter merkte nichts davon. Am Liebsten hätte ich
meinem jungen Leben ein Ende gesetzt!
Als
meine Nana starb, wurde es düster im Gemüt. Zwei Jahre später folgte
ihr die Mutter. Morbus Hodgkin! Inzwischen war ich achtzehn und trank
wie Hemingway. Aber immer verblieb eine unterschwellige Angst, dass -
wenn Jesus jetzt käme - ich ganz und gar nicht bereit, sondern verloren
wäre.
An
einem sehr dunklen Ort, wo ich es nie erwartet hätte, fand mich
der
Herr Jesus. Ich war inzwischen 21 Jahre alt. Nach monatelangem und
"schwerem Busskampf" drang ich ins unaussprechliche Gnadenlicht der
Liebe Gottes durch. Eines ist gewiss: Das teure Blut Jesu reinigt
uns von jeder Sünde und besitzt noch immer dieselbe
Kraft!
In
Baden (Kt. Aargau) fand ich 1977 Anschluss an eine christliche
Gemeinschaft, die von einem deutschen Elektroingenieur namens Rudolf v.
Kelaita geleitet wurde. Dieser Mann tat mir viel Gutes. Leider
verstanden wir uns nicht immer, das ist äusserst betrüblich. Ungeachtet dessen
habe ich ihn als einen Bruder in Christo geliebt.
Während
zweier Jahre war ich fast jeden Tag in der "Katakombe" - einer
Teestube, um als freier Mitarbeiter am Evangelium zu dienen. Wir trafen
uns dort, um gemeinsam zu beten und zu singen und das Wort Gottes zu
verkündigen. Es war eine segensreiche Zeit. An den Sonntagen gingen wir
in die Baptistengemeinde in Wettingen, wo ich mich taufen lassen hatte.
Im
Frühsommer 1979 bahnte sich eine Entwicklung an, die mein Leben total
aus den Fugen reissen sollte. Ich lernte Heidy kennen und wir
heirateten übereilt. Ach ich Tor, hätte ich doch nur gewartet und dem
Wirken des Heiligen Geistes Folge geleistet und nicht wie ein Ochse widerstanden (auch wenn es nicht aus
Vorsatz, sondern allein aus Torheit geschah). Später wurde die Ehe
geschieden. Es ging einfach nicht anders.
Bereits
in den "Flitterwochen" merkte ich, dass etwas nicht mehr im Lot ware.
Der Geist der Gnade begann, mich zu verlassen. So wie Er den Simson
verliess. Eines Tages konnte ich nicht länger von Meinem
Erlöser
zeugen. Etwa drei Monate später wurde mir von unsichtbarer
Hand die Seele aus dem Leib gezogen. Fortan ging ich
über ein
Jahr wie ein Schatten durch die Welt. Das Wort Gottes, das mir einst
Trost und Kraft gewesen, redete nicht mehr zu mir. Ich schrie zum
Herrn, doch Er antworte nicht. Für einen bekennenden Christen kann es nichts Schlimmeres geben!
Mit
Nietzsche musste ich nun rufen: "Wer das verlor, was ich verlor, macht
nirgends halt, find nirgends Ruh!" Ich war ein Verzweifelter und
Unseliger geworden. Niemand vermochte mir zu helfen, keiner mich zu
trösten. Der Geist Jesu war aus mir gewichen. O furchtbare Ewigkeit! Wo
sollte ich nur hingehen, wo mich bergen vor dem zukünftigen Zorn?
Unaussprechliche Pein der Seele und tiefste Verzweiflung des Geistes
wurden mein tägliches Los.
Während
zwanzig langen Jahren lebte ich das Leben eines Entwurzelten. Ja,
furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Trotzdem hielt mich eine tief im Innern glimmende Hoffnung, der HERR
möge mein erbärmliches Schicksal eines Tages wenden und sich meiner
erneut erbarmen, am Leben.
Das
Trinken wurde mir zur zweiten Natur. Grössere Geldsummen habe ich in
diesen Jahren der Verzweiflung verprasst. Ein Autounfall mit Totalschaden im
Jahre 1994 - bei dem ich praktisch unverletzt blieb - lenkte die Wende
ein. Im Spital sagte ein Oberarzt zu mir: An den Blutwerten sehe man
schon, dass ich gerne einen über den Durst trinken würde. Als Folge des
Unfalls wurde mir der Fahrausweis für zwei
Jahre entzogen. Danach musste ich nochmals zur Prüfung antraben.
Die
erste Entzugskur absolvierte ich in der Forell-Klink in Ellikon an der
Thur. Es handelte sich um eine dreimonatige Therapie mit einer
gemischten Gruppe ähnlicher Schicksale. Anschliessend lebte ich
mehrere
Monate in einer betreuten Wohngemeinschaft beim Goldbrunnenplatz in
Zürich. Nach noch nicht
einmal einem Jahr der Abstinenz wurde ich rückfällig und
verliess überstürzt die WG.
Ironischerweise arbeitet ich damals als Betriebselektriker bei der
Brauerei Hürlimann. Doch auf der Arbeit trank ich nicht, so dass
dies
keinerlei Probleme bereitet. Das Versäumte holte ich jeweils nach
Arbeitsschluss nach. Zusammen mit einem Kameraden, der sich als
Taxifahrer durchs Leben schlug, betrank ich mich sinnlos,
meist in der Langstrasse in einem der einschlägigen Lokale.
Zweimal
hintereinander wurde mir im Zustande der Volltrunkenheit der Lohn aus
der Tasche gestohlen. Ich war so
dumm, mit viel Geld im Tessinerkeller (auch "Räuberhöhle"
genannt) aufzukreuzen. Als ich nichts mehr hatte und
die Verzweiflung übermässig wurde, entschloss ich mich zu
einer zweiten
Therapie. Ein Betreuer des Sozialdienstes der Justizdirektion
Zürich
(ich bin ihm noch heute dankbar für sein
Engagement) vermittelte mir einen Therapieplatz im
Effingerhort in Holderbank. Dort blieb ich 15 Monate (und sogar 3
Monate länger, als
ich eigentlich hätte müssen). Ich habe gute Erinnerungen an
diese Zeit.
Danach
konnte ich mich bleibend mit meiner zweiten Frau aussöhnen (damals
waren wir noch nicht verheiratet, aber schon mehr als zehn Jahre
zusammen). Sie hat viel einstecken müssen durch meine
Saufkapriolen! Nun ging es langsam aufwärts. Zwischendurch hatte
ich
zwar
kleinere Rückschläge, aber zu einem bleibenden
Rückfall
kam es nicht
mehr. Eines Tages - wir waren bereits in den Thurgau umgezogen -
bewirkte der Herr, dass ich nach ein, zwei Bieren genug hatte. Der
Gerstensaft widerstand mir plötzlich. Etwas Heilsames geschah
offensichtlich in meinem Innern.
Und das ist bis heute so
geblieben. Trinken muss ich nicht mehr, verzweifelt bin ich auch nicht
mehr.
Aber ich greife vor, zunächst folgte die Erneuerung im Geist.
Die
Rettung kam am Ostermontag im Jahre 2000. Während Wochen schon
plagten
mich zunehmende Todesängste und das Herz schlug schwer und
viel zu
schnell. Am besagten Tage führte mich der lebendige GOTT aus dem
Tode
heraus und stellte mich erneut auf festen Grund. Es geschah am
Abend um halb zehn, als ich zum Himmel aufblickte. Da wurde es mir
zur Gewissheit, dass auch diese grosse Sünde des Ungehorsams
(die Heirat mit Heidy) im
Blute des Lammes gesühnt war. Aus lauter Dankbarkeit musste ich
eine
Woche lang weinen. Natürlich nicht ununterbrochen, aber immer
wieder. Lobet ewiglich den Herrn, der uns unermesslich liebt!
Seither
lebe ich wieder - in Ihm. Nun gilt es zu wachsen, vom Kindlein
zum Jüngling zu reifen, wie es die Evangelisten Jakob Vetter und Fritz
Binde in ihren Schriften so klar beschreiben. Nicht mehr soll die Sünde
über uns herrschen. Sieger und Überwinder sollen wir werden. Zur Ehre
Gottes und Christi allein.
Meine
(zweite) Frau hatte es nicht immer gut. Über Jahre hinweg litt sie an
Epilepsie. Es kam desöfteren zu schweren Stürzen. Auch ich selbst
hatte an diversen Gebresten zu leiden. Gichtanfälle und chronische
Schmerzen in der Brust (Tietze Syndrom) machten mir arg zu schaffen.
Ungeachtet dieser Widerwärtigkeiten sind wir in Sicherheit bei Jesus. Wir können
nicht von Ihm lassen, das ist gewiss, und warten auf Ihn, bis Er kommt.
Hallelujah!
Seit
meiner Wiedereinpflanzung in den heiligen Oelbaum sind nun über
zwanzig
Jahre vergangen. Von Chur sind wir 2005 in den oberen Thurgau
umgezogen. Die
jüngste Tocher ist längst ausgeflogen und hat inzwischen
einen Bachelor
in Wirtschaftsinformatik. Und das Schönste: Auch sie ist
gläubig geworden und besucht fleissig die FEG an der Trittligasse
in Zürich. Die älteste Tochter hat die Berufsmatur
nachgeholt und befindet sich kurz vor dem Bachelorabschluss in
Oekonomie. Ich hoffe sehr, dass sie sich bald einmal mit der
Baptistengemeinde in Wettingen anfreundet. Lediglich die mittlere
Tochter bereitet uns Kummer. Und dann ist da
noch Angie, auch ein Sorgenkind. Ja, es gibt noch viel zu tun im Gebet!
Arbon, 04. Januar 2021
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